Die seelische Gesundheit hilft uns Krisen zu meistern und kann sich entweder als Wohlbefinden oder als Unwohlsein bemerkbar machen. Besondern in schwierigen, fordernden Zeiten, ist die mentale Fitness wichtig! Und nicht nur das, wenn ich mich und meine Familie entsprechend vorbereite, kann ich eine gewisse Unsicherheit aus der Krise nehmen! Eine gewisse psychische Widerstandsfähigkeit, auch Resilienz genannt, hilft uns dabei, mit Unsicherheit, Ungewissheit und Überraschungen besser zurecht zukommen. Und genau zu diesem Thema durften wir mit einer Vertreterin der Psychologists4Future Austria ein Gespräch führen.
Was sind Krisen und wie entstehen sie eigentlich?
Es gibt viele unterschiedliche Krisen und jede wirkt sich anders aus. Ich würde sagen, jede Krise ist sehr individuell. Dennoch ziehen Krisen eine Überforderung nach sich. Und haben eine große, meist negative Auswirkung auf den größten Teil der Gesellschaft. Wir leben in einer Zeit multipler Krisen und ich denke der Beruf der Psycholog*innen wird immer wichtiger werden. Denn wer fühlt sich nicht oft überfordert durch Klimakrise, Coronakrise und jetzt auch noch Krieg in Europa?
Was unterscheidet eine persönliche Krise, von einer von außen zugeführten, z.B. ein Krieg, Klimawandel oder einem Blackout?
Persönliche Krisen betreffen nur einzelne Personen und sind sehr individuell, während große Krisen wie ein Krieg oder die Klimakrise, viele Menschen oder sogar die gesamte Menschheit betreffen können.
Vorab die Frage – sind Sie mit Ihrer Familie schon krisenfit? Also vorbereitet für eine mögliche Krise wie z.B. ein länger andauerndes Blackout?
Wir haben das Glück am Land zu leben, was natürlich auch Nachteile der fehlenden Infrastruktur und der schlechten öffentlichen Mobilität mit sich bringt. Aber in der Pandemie, waren wir sehr froh, da wir immer in den Garten oder in den Wald gleich neben unserem Haus gehen konnten. Wir haben außerdem einen Tischherd und einen Kachelofen in unserem Haus, welchen wir bei einem Stromausfall heizen könnten. Auf dem Tischherd ist somit sogar das Zubereiten einer warmen Mahlzeit möglich. Im Mai haben wir unsere PV-Anlage bekommen, wobei diese auch nur funktioniert, wenn wir am Netz hängen. Das könnte man jedoch irgendwie umrüsten, um noch mehr Autarkie zu erreichen. Wir bauen auch unser eigenes Gemüse an und haben über den Winter sehr lange eigene Erdäpfel im Keller gelagert. Wasser beziehen wir von unserer eigenen Quelle. Ich würde nicht sagen, dass wir autark sind, aber wir sind zumindest nicht vollständig abhängig und könnten kleinere Krisen ganz gut überstehen.
Wie kann man sich als Familie auf eine Krise vorbereiten und wie würden Sie mit Ihrer Familie das Thema Krisen4sorge angehen?
Ich finde es ganz wichtig, dass man nicht immer vom Schlimmsten ausgeht und sich aufgrund dessen viele Sorgen macht. Dennoch ist es wichtig über gewisse Dinge zu sprechen und sich bewusst darüber zu sein, dass es zu Krisen kommen kann. Ich halte z.B. nicht so viel von Notstromaggregaten, da diese auch wieder sehr viele Emissionen erzeugen. Auch von Hamsterkäufen würde ich abraten, weil es dadurch zu einer künstlichen Verknappung kommen kann, welche dann erst wieder die Krise verstärkt. Dennoch ist es sicher wichtig einmal über mögliche Krisen zu sprechen und sich Handlungsalternativen zu überlegen. Vor allem in der Klimakrise kann jeder Einzelne einen Beitrag zu Transformation der Gesellschaft leisten.
Was sind Ihrer Meinung nach die derzeit belastensten Umstände, die zu Krisen in Familien führen?
Als Familie ist es wichtig alle Mitglieder einzubeziehen und auch mit den Kindern über belastende Erlebnisse oder Informationen zu sprechen. Es bringt nichts in Panik zu verfallen, aber gewisse Krisen zu thematisieren, kann helfen besser mit ihnen umzugehen. Viele Kinder fühlen sich allein gelassen mit ihren Problemen oder auch unverstanden. Hier kann ein gemeinsames Gespräch am Familientisch helfen. Wichtig ist, dass man sich zuhört und unterschiedliche Meinungen zulässt ohne gleich alles zu bewerten.
Gibt es Unterschiede wie Kleinkinder und größere Kinder mit solchen Ausnahmesituationen umgehen?
Ja es gibt große Unterschiede. Bei Kleinkindern ist häufig eine Überforderung zu erkennen oder sie bekommen die Krise gar nicht mit, weil die Informationen noch viel zu komplex sind. Mit größeren Kindern kann man schon über die (Klima)krise sprechen und auch über Handlungsalternativen wie z.B. zur Emissionsreduktion. Man kann auch gemeinsam mit größeren Kindern überlegen, wie man sich z.B. im Alltag besser vorbereiten kann und klimafreundlicher gestalten kann.
Ihr beschäftigt euch sehr viel mit dem Thema Resilienz, Achtsamkeit und mentale Fitness – könnt ihr aus dem Bereich Tipps geben, wie sich eine Familie auf einen Krisenfall vorbereiten kann? Welche Tipps, Schritte, auch Impulse können Familien im Alltag setzen, um sich damit als Familie auseinander zu setzen?
Ich kann hier nur für Klimaresilienz sprechen. Hier hilft es vor allem selbst aktiv zu werden. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit, also selbst etwas verändern und bewirken zu können, löst das Gefühl der Schockstarre und der Hilflosigkeit gewissermaßen auf, welches manchmal nach Klimakriseninformationen auftritt. Sich einer aktivistischen Gruppe (…forFuture) anzuschließen kann helfen. Denn in der Gruppe erlebt man ein Gefühl kollektiver Wirksamkeit und hat nicht mehr den Gedanken, dass man alleine sowieso nichts verändern kann.
*Anmerkung von PrepPapa_Michi: Das kann man auch für die Krisen4sorge im Allgemeinen sagen. Je besser man sich selber auf eine Notsituation vorbereitet, desto besser kann man in einer wirklichen Krisensituation agieren. Wenn der Strom z.B. längere Zeit ausfällt, verfällt man nicht gleich in Panik, sondern kann sich darauf verlassen, dass man vorgesorgt hat. Auch der Austausch mit anderen, gleichgesinnten Familien kann hierbei helfen. Mehr über die wichtigsten Fähigkeiten für den Krisenfall findet ihr auch HIER bei mir.
Wenn man einmal sehr stark belastet ist, hilft es auch sich eine Auszeit zu gönnen und einfach einmal Dinge zu machen, die einem guttun und nichts mit der Krise zu tun haben. Wichtig ist natürlich immer gut auf sich zu achten: Genügend Schlaf, gesundes Essen und Bewegung in der Natur können helfen besser mit belastenden Erlebnissen umzugehen. Sozialer Austausch und das Ausüben von den liebsten Hobbys stärken ebenfalls die Resilienz. Tipps zur Selbstfürsorge findet ihr auch auf der Seite der Psychologists4Future HIER. Auch ein achtsamer Umgang kann helfen Krisen besser zu meistern – Details dazu kann man HIER nachlesen.
Ich habe einmal gehört, dass zu den schwerwiegendsten Einschnitten die Geburt eines Kindes, der Umzug und der Jobwechsel gehören. Wir hatten alles innerhalb eines Jahres, wobei es auch noch Zwillinge waren. Was hätten wir tun können, um uns auf diese Situation besser vorzubereiten?
Puh, das klingt wirklich nach einem sehr anstrengenden Jahr. Im Nachhinein ist es immer schwierig Tipps zu geben. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen nicht alles auf einmal durchmachen zu müssen, aber solche Dinge sind eben nicht immer planbar. Ich glaube das Beste ist in so einer Situation sich viel Unterstützung aus dem Umfeld zu suchen, um trotzdem noch Zeit für sich und Zeit als Paar zu finden. Das stärkt die Beziehung, welche das Fundament für die Familie ist.
Woran merke ich, dass mein/e Kind/er gerade durch meine Krise beeinflusst werden? Und wie kann ich diese Belastung von ihnen nehmen?
Hier kommt es sehr auf das Alter der Kinder an. Kleinere Kinder können eventuell noch nicht genau verbalisieren, was sie belastet und zeigen das durch andere Dinge, wie schlechteren Schlaf, Unausgeglichenheit, Appetitlosigkeit usw. Hier sollte auf solche Zeichen geachtet werden und dann Schritte zur Stressreduktion eingeleitet werden. Bei sehr kleinen Kindern kann schon mehr Körperkontakt, Zeit und Ruhe viel bewirken.
Mit größeren Kindern kann man durchaus solche Themen auch direkt ansprechen. Am besten erzählt man ihnen kindgerecht, was einen belastet und warum und fragt sie dann, ob auch sie gerade etwas Belastendes erleben.
Interview mit Anna Pribil – Mitglied der Psychologists4Future Austria.
Anna Pribil ist Umwelt-Psychologin und Eco Consultant. Wenn ihr mehr über sie und ihre Arbeit erfahren wollt, könnt ihr das gerne auf ihrem Instagram Kanal oder auf ihrer Website www.annapribil.com